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Plagiatsfall Hegemann:

Das Feuilleton findet Abschreiben

ohne Quellenangabe voll OK


Ein Kommentar von Wolfgang Tischer (Literatur-Café)

Bis gestern Abend kannte ich die Autorin Helene Hegemann und ihren Roman »Axolotl Roadkill« nicht. Allein mit diesem Satz oute ich mich als jemand, der die Kulturteile der deutschen Zeitungen nicht (mehr) liest. Ich erinnere mich rückblickend irgendwo – war es im SPIEGEL? war es im Stern? – beim schnellen Durchblättern ein oder zwei Berichte über eine minderjährige, langhaarige, nicht gerade hässliche Autorin gesehen zu haben. Bessere Homestorys, die mich nicht interessieren, da ich den Automatismus von Verlagsmarketing und Journalisten kenne: Der Verlag bedient mit einem autobiografisch anmutenden Roman die Erwartungen der Presse – und beißt eines der großen Magazine oder Zeitungen an, dann wollen sie sie alle.

So wurde offenbar Helene Hegemann Roman hochgeschrieben, weil eine minderjährige Autorin darin über Drogen und Geschlechtsverkehr mit eindeutigen Worten schreibt, von denen sich die über 30-Jährigen vorstellen, dass das das wahre Leben der Jugend sei, und der fast 50-jährige Maxim Biller warnt kokett in der FAZ in einer lobenden Besprechung die über 30-Jährigen vor der Lektüre. Landauf landab jubeln die Feuilletons.

Doch dann kommt einer dieser bösen »Blogger« (abfällig zu betonen) aus dem »Internet« (mit Ekel in der Stimme vorzutragen) und zeigt, dass die Autorin viele Passagen ihres Werkes einfach abgekupfert hat. Vorbei ist der Kindergeburtstag.

Journalistische Geringschätzung gegenüber »dem Internet«
Bislang empfand ich die »Journalisten-gegen-Blogger-Debatte« immer als aufgesetzt. Doch just auf meinem ureigenen Terrain, der Literatur, erlebe ich, wie selbst Journalisten wie Wieland Freund von der Welt und Felicitas von Lovenberg von der FAZ zu einem merkwürdigen Vokabular greifen, in dem nichts als Geringschätzung gegenüber »dem Internet« und »Bloggern« ausgedrückt wird. Ich staune nur noch!

Dabei ist das passiert, was heutzutage an der Tagesordnung ist: Kein Journalist hat nach tagelanger, genauer Recherche etwas herausgefunden, sondern ein Mensch einer anderen Berufsgruppe hat durch Zufall eine Merkwürdigkeit entdeckt und diese im Internet kundgetan. Es kann ein Arzt, ein Rechtsanwalt oder ein Gabelstaplerfahrer sein, spätestens dann, wenn er seine Entdeckung im Internet kundtut, wird er für Journalisten zum »Blogger«.

So auch im Fall Hegemann: Deef Pirmasens aus München organisiert regelmäßig Lesungen in der netten und adretten Münchner Szenekneipe »Niederlassung«, unweit des Viktualienmarktes gelegen. Hier las Deef Anfang September 2009 vor ausverkauftem Haus Texte eines Autors mit dem Pseudonym »Airens«. Airens selbst trat bei der Präsentation seines frisch erschienen Romans »Strobo« nicht selbst auf, sondern blieb anonym. In gewisser Weise blieb auch sein Buch anonym, denn die Feuilletons beachteten es nicht. Der kleine Berliner Verlag SuKuLTuR hat nicht die Mittel, die Redaktionen entsprechend zu bemustern.

Die literarische Kaiserin war nackt
Man kann es also Zufall, man kann es jedoch auch literarisches Szenewissen nennen, dass Deef Pirmasens beim Lesen des nun erschienenen Hegemann-Romans »Axolotl Roadkill« erstaunliche Parallelen zu »Strobo« entdeckte. Auf seiner Website »Gefühlskonserve« stellt er die Passagen nebeneinander. Neben fast wörtlichen Übereinstimmungen finden sich auch ähnliche Motive und Situationsbeschreibungen wieder. Und »das Internet« arbeitet Deef weiter zu: Durch den Hinweis eines Kommentators stellt sich heraus, dass eine im Roman vorkommende und vielgelobte Briefpassage nichts weiter als die Übersetzung des Songtextes einer britschen Band ist.
Es war wie in der Schule: Die 17-jährige Helene Hegemann wurde beim Abschreiben erwischt und verpetzt, denn angegeben hatte sie die Quellen ihrer fremden Texternte in der ersten Auflage ihres Romans zunächst nicht.

Die neu ernannte literarische Kaiserin war nackt, das ihr zujubelnde Feuilleton bemerkte es nicht, nur der kleine Deef zeigte mit dem Finger darauf.

Das war peinlich für die Kaiserin und peinlich für die Jubler. Besonders peinlich auch für die beiden ZDF-Vorleser Ijoma Mangold und Amelie Fried, die in ihrer Sendung am vergangenen Freitagabend den Roman ebenfalls noch unkritisch bejubelten, obwohl die Plagiatsdiskussion bereits in vollem Gange war. Dummerweise war die Sendung bereits am Tag zuvor aufgezeichnet worden. Den Kommentar im Literaturcafé weiterlesen

Mit freundlicher Erlaubnis des Literatur-Cafés.
Der literarische Treffpunkt im Internet seit 1996.
 



 


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