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Die Fluchtbewegungen des Bob Dylan

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Ulrich Breth über die Metamorphosen des großen Rätselhaften mit 7 Songs aus der Tube

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Zum 5-jährigen Bestehen ist ein großformatiger Broschurband in limitierter Auflage von 1.000 Exemplaren mit 176 Seiten, die es in sich haben:

Die menschliche Komödie als work in progress

»Diese mühselige Arbeit an den Zügen des Menschlichen«
Zu diesem Thema haben wir Texte von Honoré de Balzac, Hannah Arendt, Fernando Pessoa, Nicolás Gómez Dávila, Stephane Mallarmé, Gert Neumann, Wassili Grossman, Dieter Leisegang, Peter Brook, Uve Schmidt, Erich Mühsam u.a., gesammelt und mit den besten Essays und Artikeln unserer Internet-Ausgabe ergänzt. Inhalt als PDF-Datei
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Traurige Affen

Guido Rohm über Denis Johnsons Vietnam-Roman
»Ein gerader Rauch«

Eine Gewehrkugel zerstört nicht nur menschliches Leben, sondern auch Mythen. Dringt sie erst einmal in den menschlichen Organismus ein, schädigt sie Blutbahnen und wichtige Organe. Ihr Ziel: die Infiltrierung eines Fremdkörpers mit dem Ziel seiner Auslöschung.
Mit einer Gewehrkugel beginnt der neuste Roman des amerikanischen Schriftstellers Denis Johnson »Ein gerader Rauch«. Die Kugel wurde abgefeuert um einen amerikanischen Mythos zu killen, den Mythos eines Präsidenten, von dem sich ein ganzes Land einen Politikwechsel erhoffte. Die Kugel erreichte ihr Ziel. Die Kugel errichtete aber auch im Gegenzug einen neuen Mythos.

Mythenzerstörer sind Mythenschaffer.
Im Roman folgt auf den Schuss auf Kennedy die Jagd auf einen Affen, der ebenfalls mit einem Schuss hingerichtet wird. Sein leidender Gesichtsausdruck wird minutiös beschrieben. 
Der Schnitt hin zu einer Jagdszene ist kein neuer Einfall. Hollywood war da schneller. Hollywood war überhaupt schneller. Der gesamte Roman ist von Bildern der Mythenmaschine Hollywood gespeist. Michael Cimino lässt grüßen.

Schnitt.

Um was geht es in »Ein gerader Rauch«? Genau hier steht man wahrscheinlich vor dem größten Problem. Wie soll man eine Inhaltsangabe von diesem 900-Seiten-Wälzer machen? Wie soll man einem Personal gerecht werden, das sich in endlosen Gesprächsschleifen verliert?
Es treten auf: Colonel Sands, eine große und krachende Gestalt, die an Colonel Kurtz aus Conrads »Herz der Finsternis« erinnert; jenem erste Mythenabdruck für die von Marlon Brando verkörperte Monstrosität des mythenvollen Colonel Kurtz in Franscis Ford Coppolas »Apocalypse Now«. Der Film wurde auch zum Mythos. Zugegeben: bei soviel Mythos kann einem schnell schlecht werden. Das Problem: genau darum geht es in »Ein gerader Rauch«. Man frisst Mythen. Wie die schmecken? Manchmal wie eine Mischung aus Pepsi und Napalm.
Weiter treten auf: Skip Sands, Neffe des Colonel, der einen seltsamen Zettelkasten seines Onkels pflegt (hat mich irgendwie an Arno Schmidt erinnert). Außerdem soll er vietnamesische Märchen sammeln. Man muss die Mythen des Feindes kennen, um seine Ängste zu kennen. Auch hier wird mächtig am und auf dem Mythos gekaut.
Auch noch da: Einfache Soldaten wie Bill und James Houston. Bei denen treten alle Bilder an, die das abendländische Kino bisher in uns versammeln konnte. Oliver Stone und Kubrick schielen einem ständig über die Schulter mit dem Ausruf: »Iss von mir.«
Stimmt und stimmt nicht.

Schnitt.

Nach den ersten 200 Seiten hat man echte Lähmungserscheinungen in den Händen. Die sind eingeschlafen. Der Kopf auch schon fast. Aber allmählich geschieht etwas. Man kann es noch gar nicht richtig deuten, aber es stellt sich ein. Man gerät in den Sog einer Geschichte, die einen kaum noch los lässt. All die Einzelheiten, all die Geschwätzigkeiten gaukeln ein Leben vor, das selbst wieder nur Extrakt verschiedenster Romane und Filme ist.

Man erliegt dem Mythos des Romans.
Philip Roth hat dem Autor viel Lob gespendet. Zu Recht. Roth schreibt besser. Johnson saugt besser. Er zieht einen durch die endlosen und ewigen Gesprächsketten in sich rein. Er lebt. Und das ist etwas, was man in der heutigen Literatur selten bis gar nicht erlebt.
Vietnam ist zum Mythos geworden. »Ein gerader Rauch« folgt den Spuren des amerikanischen Mythos durch alle Höhen und Tiefen. Es bleibt aber immer ein Mythos. Vielleicht weil es nur ihn gibt. Wahrscheinlich sogar.
Zum Schluss wird der »gerade Rauch« zum Synonym des puren Schreckens. Die Gefahr der Atombombe wird zum installierten Mythos. Man kann ihn schon fast am Horizont sehen, dieses Gewächs aus Rauch. Einen Baum aus Rauch.

Die Atombombe. Die ultimative Kugel, die, würde sie in den Weltorganismus eindringen, den Körper Erde für alle Zeiten auslöschen würde. Die Atombombe. Der ultimative Mythos. Danach gäbe es nämlich keine Mythen mehr.
»Ein gerader Rauch« ist ein wichtiger, ein großer Roman, ein Roman über die Schrecken des Krieges und des Geistes, ein Roman über Betrug und Desinformationen. Aber vor allem ist es ein Roman über die größte Mythenfabrik seit Menschengedenken: über die Vereinigten Staaten von Amerika. Guido Rohm


Denis Johnson
Ein gerader Rauch
Roman
Rowohlt
880 Seiten
24,90 €
978-3-498-03222-7

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Im »New Yorker« haben wir die Kurzgeschichte Homeless and High
von Denis Johnson gefunden.
 


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