Glanz & Elend Magazin für Literatur und Zeitkritik |
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Ein
Widerspruch
Es gibt Bücher, die wie
Spiegelsäle funktionieren. Am Ende weiß man gar nicht mehr, wo man steht. Man
muss den eigenen Standpunkt überprüfen und schleppt sich am Ende des Tages
erschöpft vor die Tür. Dort steht man dann ein wenig verloren und einsam, ein
wenig glücklich und müde. Man kratzt sich an der Stirn und muss zugeben, etwas
über sich gelernt zu haben, was man noch nicht recht einordnen kann.
Da
das Buch wie ein Tagebuch gebaut ist, kann man quer lesen, man kann sich seine
ganz eigene Lesart erwählen. Man liest hier und dort, mal schüttelt man wütend
den Kopf, mal lacht man mit.
So
und nicht anders hat Literatur schon immer funktioniert. Das Private wurde mit
dem Öffentlichen gepaart. Dann sehen wir den mit einem Fernglas einem Gast
hinterher starrenden Thomas Mann, der sich anschließend am Schreibtisch nieder
lässt, um diese »echte« Person zu fiktionalisieren. Dann sehen wir Marcel Proust
und wir sehen all die neuen Autoren wie Maxim Biller oder Alban Nicolai Herbst*,
die sich zu Unrecht gerichtlichen Vorwürfen ausgesetzt sehen. Bei der heutigen
Klageflut hätten es viele Klassiker schwer, noch in den Händen von Lesern zu
landen.
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Jochen Schmidt |
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