Glanz & Elend Magazin für Literatur und Zeitkritik




Die menschliche Komödie
als work in progress


Zum 5-jährigen Bestehen ist
ein großformatiger Broschurband
in limitierter Auflage von 1.000 Exemplaren
mit 176 Seiten, die es in sich haben.

 

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Ulrich Breth über die Metamorphosen des großen Rätselhaften mit 7 Songs aus der Tube

Glanz&Elend - Die Zeitschrift
Zum 5-jährigen Bestehen ist ein großformatiger Broschurband in limitierter Auflage von 1.000 Exemplaren mit 176 Seiten, die es in sich haben:

Die menschliche Komödie als work in progress

»Diese mühselige Arbeit an den Zügen des Menschlichen«
Zu diesem Thema haben wir Texte von Honoré de Balzac, Hannah Arendt, Fernando Pessoa, Nicolás Gómez Dávila, Stephane Mallarmé, Gert Neumann, Wassili Grossman, Dieter Leisegang, Peter Brook, Uve Schmidt, Erich Mühsam u.a., gesammelt und mit den besten Essays und Artikeln unserer Internet-Ausgabe ergänzt. Inhalt als PDF-Datei
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Herr Wu lacht
Chinesische Geschichten
und der Unsinn des Reisens

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Foto: Stefan Geyer
Welt-Literatur aus Bochum

Wie Wolfgang Welt mit seiner autobiographischen Trilogie des Scheiterns nach zwanzig Jahren doch noch bei Suhrkamp gelandet ist und nun sogar einen neuen Roman geschrieben hat »Doris hilft«

Gut Ding will Weile haben, weiß der Volksmund. Und so kann es schon mal ne ganze Zeit dauern, bis man Autor by Suhrkamp wird. Wie im Fall von Wolfgang Welt, der in dem weitgehend geschmacksfreien Anything-Goes-Stream der 80-iger Jahre des letzten Jahrtausends vom Plattenverkäufer in einem Bochumer »ELPI«-Laden zum gefürchteten Musikkritiker und schließlich, so will es zumindest Willi Winkler, zum »größten Erzähler des Ruhrgebiets« heranreifte, um mehr als zwanzig Jahre nach seinem ersten Telefonat mit dem Lektor Müller-Schwefe als »suhrkamp taschenbuch 3776« zu reüssieren. Der hatte damals gerade Rainald Goetz mit »Irre« herausgebracht, konnte aber Welt unter dem anspruchsvollen Siegfried Unseld nicht durchsetzen. Erst die Fürsprache Peter Handkes, der die Welt-Literatur zwischen den Polen Hermann Lenz und Buddy Holly ausmachte, brachte nun, Lichtjahre später, den jungen Welt aufs Buch-Cover und seine autobiographische Trilogie des Scheiterns in die Buchhandlungen.
Als »Schreibchaot, so'ne Art Pop-Dutschke von der Uni« wär' er damals im Ruhrgebiet berüchtigt gewesen, erzählt Wolfgang seinem Kumpel Herbert, während sie durch die Gemeinde ziehn, auf'm Weg vom »Rotthaus« zur »Zeche« in der Kurzgeschichte »Kalter Bauer in Bochum«. Die ist gut und findet sich hinten in der knapp 500 Seiten umfassenden Trilogie neben anderen guten wie »Herbert Grönemeyer lebt nicht mehr hier«, »Einmal Tschibo und zurück« und »Abschied von der Trümmerfrau«, einer petite Hommage an seine Mutter, mit der Welt heute noch in einem kleinen Häuschen der ehemaligen Bergarbeitersiedlung Wilhelmshöhe in Bochum lebt, wo er seit einigen Jahren als Nachtportier am Schauspielhaus beschäftigt ist.

Seine wilde Zeit begann für den heute 54-jährigen Autor in der Bochumer Szene-Kneipe »Spektrum«, nachdem er die beiden Verleger des dortigen Stadtmagazins »Marabo« angequatscht hatte, um ihnen eine Story zum 20. Todestag von Buddy Holly anzudrehn, denn eigentlich hatte Wolfgang immer schon davon geträumt, Schriftsteller zu werden, und nur nicht gewußt, über was er schreiben sollte. Fortan war die Musikszene im Ruhrgebiet äußerst welthaltig, und der Kritikus ein von den Presse-Damen der Plattenfirmen gefürchtetes Original. Auch die seinerzeit aufstrebenden Barden des Potts, Westernhagen, Grönemeyer und Kunze, durften seine Bekantschaft machen. Den damals gerade debutierenden, »belesenen Rotzlöffel« Heinz-Rudolf Kunze machte er mit einer rhetorischen Hinrichtung erster Sahne zum Gespött der Szene.
Welts Trilogie ist ein einziger end- und letztlich sinnloser Trip, (allerdings ohne, daß Welt je einen geschmissen hätte!), durch die völlig überhitzte Musikbranche zu Zeiten der Neuen-Deutschen-Welle. Sie besteht aus den drei Teilen »Peggy Sue«, »Der Tick« und »Der Tunnel am Ende des Lichts«; als Zugabe die titelstiftende Story aus der Anthologie »Staccato«, die 1982 von der Spex-Legende Diedrich Diedrichsen by Kübler herausgegeben wurde.
Böswillig könnte man unterstellen, daß Welt uns, besessen und getrieben, seinen absurden Terminkalender um die Ohren haut, exzessives Namedropping betreibt, und seine Bedeutung als Musikkritikus wie als Autor wohl etwas überschätzt.
Gutmütig darf man sagen, daß sich in Welts atemloser Trilogie des Scheiterns eine ganze Generation von abgebrochenen Germanisten, Philosophen und Politologen wiederfinden kann, die damals alle geglaubt hatten, den Journalismus neu erfinden zu können.
Stadtzeitungen schossen im ganzen Land wie Pilze aus dem Boden, Buchhaltung hatte zwar keiner gelernt, aber Subjektivität war angesagt, und schließlich hatten ein paar von ihnen Hunter S. Thompson gelesen, hielten sich für Bob Woodward oder Carl Bernstein. Für eine wunderbare, verrückte Weile kochte die Szene, eine sich überschätzende, im luhmannschen Sinne selbstreferentielle brodelnde Blase, der dann, irgendwann nach der Wiedervereinigung nahezu geräuschlos im Prinzenlook die Luft ausging.

Wolfgang Welts Geschichte ist mehr als eine Trash-Komödie mit regionalem Flair. Sein »Buddy Holly auf der Wilhelmshöhe« ist ein dem Leben abgerungener, tragikkomischer Bildungsroman eines Möchtegerns, und als solcher authentisches Dokument einer Zeitspanne zwischen Anything goes - but nothing happens.

»Doris hilft« heißt sein soeben erschienener 4. Roman. Es steht an einer Wand der Bochumer Uni, an der Wolfgang Welt in seinem Wahn vorbeiläuft. Doris, hieß so nicht auch die Bedienung in seinem Stammlokal, die er geliebt hatte? Welt schreibt von dem, was er am besten kann. Seinem aberwitzigen Leben als Autor, Biertrinker, Dauersohn und Nachtwächter auf der Bochumer Wilhelmshöhe und in deren Umgebung. Nachrichten aus seiner Wirklichkeit so um 1990, die erst durch den »größten Erzähler des Ruhrgebiets«, so Willi Winkler über Wolfgang Welt, der sie für uns aufgreift und »anleuchtet«, sichtbar gemacht werden. Nichts destotrotz braucht man beim Lesen gute Nerven, weil das geschilderte Elend einen ganz schön mitnimmt. But such is life...
Im Anhang findet sich, quasi als Bonustrack einer der besten Artikel des Musikjournalisten Wolfgang Welt aus dem Jahr 1991, »Bob Dylan & Buddy Holly. Kein Vergleich«.  Herbert Debes

 

Wolfgang Welt
Buddy Holly auf der Wilhelmshöhe
Drei Romane
suhrkamp taschenbuch 3776
488 Seiten, Broschur
Euro 15,00 [D] / Euro 15,50 [A] / sFr 27.40
ISBN 978-3-518-45776-4


Wolfgang Welt
Doris hilft
Roman
Mit einem Nachwort von Willi Winkler
suhrkamp taschenbuch 4051
246 Seiten, Broschur
Euro 8,50 [D] / Euro 8,80 [A] / sFr 15.60
ISBN 978-3-518-46051-1

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