Glanz & Elend Magazin für Literatur und Zeitkritik |
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Wolfram Huke,
CC-BY-SA-3.0 Jürgen Habermas feiert den 80. Geburtstag jung wie nie von Peter V. Brinkemper
Auch wenn vieles nach
Nostalgie klingt. Jürgen Habermas politische Theorie und seine Diskursethik sind
so aktuell wie nie. Sie gehen erst gerade in eine neue Bewährungsspirale. Derzeit scheint sich die politische Großwetterlage massiv zu verändern. Während die Nietzscheanische Blase des ungedeckten Kredit-Kapitalismus und seinen lokalen, regionalen und globalen Plünderungs-Orkanen geplatzt ist, tauchen an allen Ecken und Rändern konservative und veraltete Ordnungsrufe und Strukturmodelle auf. Bis in Teheran plötzlich der Unmut über das systematisch unterdrückte Wahlergebnis an den gerechten Zorn der Volksaufstände im sozialistischen Osten, aber auch an diverse US-Wahlmanipulationen erinnert. Aber auch Georg Büchners veristischer Konflikt von 1794 zwischen dem späten, Guillotine-müden Danton und dem bis ans Ende radikal fixierten Robespierre ist sofort abrufbereit: ein breiter bürgerlich lebensweltlicher Entwurf von Wohlstand für alle, auf demokratischer Grundrechtslage und mit einer öffentlichen Stimme; gegen fundamentalistische asketische Gleichmacherei im Dienste einer religiös geheiligten und oligarchisch kontrollierten Macht, mit dem Willen zur blinden Gewalt gegen Andersdenkende. Die stummen Turner der chinesich zurechtgeschönten Supermedienolympiade mochten nicht zu überzeugen, dies war das letzte Kredit- und Lügenfeuerwerk, das im wahrsten Sinne des Wortes abbrannte. Aber was sich mit Obama und seinem Wahlkampf- und Regierungsteam und den tagtäglichen mutigen Demonstrationen auf den Straßen der iranischen Städte um den reanimierten Präsidentschaftskandidaten Hossein Mussawi vollzieht, ist die Demokratisierung und Politisierung der elektronischen Öffentlichkeit und damit die Wiederbelebung und Vitalisierung der versteckten realen sozialen Öffentlichkeit. Von diesem Prozess ist die überversorgte Wohlstandsrepublik Deutschland, eine Art veralzheimertes Ebay und Quatsch-dich-tot-Flatrate, und die oft auch wahlmüden und renationalisierten Europäer bisher nur partiell betroffen. Unser demokratisches Land ist provinziell und arbeitsteilig gelähmt, bis hin zur peinlichen Medien-Kommentierung der Bundespräsidenten-Wahl als Schönwetter-Vor-Fußball-Aktion und Mobil-Telefon-Coup, der das Ergebnis per SMS sichtbar in der liveübertragenen Bundesversammlung vor der offziellen Verifikation und Bekanntgabe vorwegnahm. Die jungen Leute, Schüler und Studenten, spüren gerade vage das Defizit einer durch Wohlstand und Wellness um Sinn betrogenen Generation, sie protestieren derzeit in einem ersten Schritt, oft dilettantisch informiert und konterrevolutionär geschurigelt gegen die schlechten Zustände der überlasteten Bildungsanstalten mit ihrem unternehmensberaterischen PISA-Dauerauswertungen und zentralistischen Operatoren-Ornat und ein superverschultes schmalspuriges Eurostudium, eine Art Postkarten-Tourismus, der bestenfalls zu in wenigen Jahren wieder scheidungsfähigen Schnellhochzeiten im Land einer beliebigen Wahl führt. Zwischen flachen Ausbildungs-Abschlüssen und weitergehenden Elite-Studiengängen wird die alte Forschungs-, Bildungs- und Emanzipations-Idee der Aufklärung, der Klassik und von 1968 zugunsten eines neuen informationstechnologischen Miefs und Muffs verraten. Die Wissens-Bulimie hält an. Shoppen und Ficken, Fressen und Kotzen, all you can eat. Aber: Where is my vote? Das gilt nicht nur im Iran. Es geht immer nur um Anwendung, ohne irgendeinen Ansatz, ohne irgendeine Wahl, um eine blind praktikable Praxis von Praktikanten, die keine Theorie und Reflexion mehr kennen, aber im Wörterbuch der klugen Leute von heute, dergleichen Vokabeln von Gestern und Vorgestern für den Bedarfsfall downloaden und sie schnell wieder im Bildungskoma löschen können. Die Freiheit der informatisierten Gesellschaft brach 1993 durch das WorldWideWeb auch in Deutschland konkret ins Internetzeitalter auf und damit in eine schrankenlose Daten- und Kommunikationsexplosion, die bis heute durch eine Wachstumsbranche von elektronischen Geräten und Dienstleistungen hochgepuscht wird. Jetzt sieht es so aus, als ob sich in diesem Kontext mobile lebensweltliche Strukturen verdichten, die die Chancen zur langfristig stabilisierten Souveränität in der jüngeren Generation von Kontinent zu Kontinent massiv beleben und antreiben. Und es sieht so aus, als ob sogar die letzten Abschottungen und Bastionen fallen, weil die Sprengsätze einer zugleich elektronischen und repolitisierten Öffentlichkeit sogar den Fundamentalismus im Pentagon, im Kreml, in Pjöngjang, in Peking und in Teheran und vielleicht auch im Nahen Osten außer Kraft setzen, weil die alten inflexiblen Ideologien zu niederträchtigen Wächtern und Agenten einer verfaulenden Matrix werden, die dem unaufhaltsamen Prozess einer florierenden Lebenswelt und dem Streben nach Freiheit und Glück ganz einfach im Wege steht.
Die Verdichtung und
Ausdehnung der elektronisch flexibilisierten Öffentlichkeit hat ein Ausmaß
erreicht, bei dem neue Zusammenhänge und Übersichten geschaffen werden, bis hin
zur Ausbildung neuer Politisierungsprozesse, die oft noch im Geburtsstadium
brüten, die durchaus im Sinne alter Rituale weitergehende Formen von
demokratischem Protest, Widerstand und Umsturz nach sich ziehen können. Dies
scheint eine Bestätigung dafür zu sein, dass der Strukturwandel der
Öffentlichkeit keineswegs zum Stillstand gekommen ist, sondern dass dieser
Change immer noch in den von Mal zu Mal freilegbaren Adern der Gesellschaft und
ihres technologischen Medienwandels pocht.
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