Glanz & Elend Magazin für Literatur und Zeitkritik


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Die menschliche Komödie
als work in progress


Zum 5-jährigen Bestehen ist
ein großformatiger Broschurband
in limitierter Auflage von 1.000 Exemplaren
mit 176 Seiten erschienen, die es in sich haben.

 

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Ulrich Breth über die Metamorphosen des großen Rätselhaften mit 7 Songs aus der Tube

Glanz&Elend - Die Zeitschrift
Zum 5-jährigen Bestehen ist ein großformatiger Broschurband in limitierter Auflage von 1.000 Exemplaren mit 176 Seiten, die es in sich haben:

Die menschliche Komödie als work in progress

»Diese mühselige Arbeit an den Zügen des Menschlichen«
Zu diesem Thema haben wir Texte von Honoré de Balzac, Hannah Arendt, Fernando Pessoa, Nicolás Gómez Dávila, Stephane Mallarmé, Gert Neumann, Wassili Grossman, Dieter Leisegang, Peter Brook, Uve Schmidt, Erich Mühsam u.a., gesammelt und mit den besten Essays und Artikeln unserer Internet-Ausgabe ergänzt. Inhalt als PDF-Datei
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Unerwartetes Lesevergnügen

Sigrid Lüdke-Haertel über eine bereichernde Wiederbegegnung mit den
Novellen
von Stefan Zweig

Der Mann war sechzig und – war schon tot. Er war, wie sein Freund Kesten sagte, Österreicher, Jude, Erbe, Sohn eines Wiener Millionärs. Er hatte Erfolg, Millionen von Lesern. Er war großzügig und stolz. Und er hatte viele Freunde, einst, in Europa. Auf der Flucht vor den Nazis nahm er sich Anfang 1942 zusammen mit seiner Frau das Leben, »aus freiem Willen«, doch müde geworden und »erschöpft« durch »die langen Jahre heimatlosen Wanderns«. Seine Kollegen waren darüber empört.

Thomas Mann warf ihm vor, »die Segel gestrichen, Bankrott erklärt« zu haben. Doch Zweig wollte seine »Haltung« nicht verlieren. Er fühlte sich einsam im brasilianischen Exil, er begann zu zweifeln, auch an seinem, wie er fürchtete, »doch ziemlich ephemeren Werk«. Aber da lag er falsch. Denn seine Bücher haben überlebt. Wenn man liest, was unsere gegenwärtigen Autoren da so schreiben, da sieht man schnell: Mein Gott, der konnte erzählen!
Sein Gesicht hatte der junge Mann recht gut unter Kontrolle. Seine Anspannung, seine Erregung, schließlich sein Entsetzen, versuchte er hinter einer eher gelangweilten Miene zu verbergen. Aber seine Hände zeigten, wie es um ihn stand. »Ein Krachen, ein Knacken, wie von brechenden Gelenken.« Unwillkürlich sah die nicht mehr ganz junge Frau hinüber: zwei Hände, »die wie verbissene Tiere ineinandergekrampft waren«. Es waren Hände »von ganz seltener Schönheit, ungewöhnlich lang, ungewöhnlich schmal.« Sprechende Hände. Doch als ‚der Croupier die Zahl ausrief“, da fielen sie auseinander und lagen »wie ausgeworfene Quallen am Wasserrand, flach und tot.«
Der junge Mann sprang auf und wankte aus dem Casino. Er hatte sein letztes Geld verspielt, restlos. Man sah ihm an, er hatte seine Zukunft verspielt. »Dieser Mensch ging in den Tod«. Zumindest für die englische Lady, Anfang 40, die ihn am Roulette-Tisch beobachtet hatte, war das klar. Sie selbst spielte nie, ging aber gerne in Casinos, weil sie die Leidenschaft, die Anspannung, die Freude, aber auch die Erschütterung der süchtigen Menschen faszinierte.
Jetzt folgt sie dem verzweifelten jungen Mann, der sich nur noch mühsam weiterschleppt und spricht ihn schließlich an. Das war in der damaligen Zeit, Anfang 1900, und vor allem für eine wirkliche Lady, diese reiche adlige Witwe, eine üble Entgleisung. Aber irgend etwas treibt sie an, diesen jungen Mann zu retten. Sie bezahlt ihm ein Hotel und bleibt aber dann die ganze Nacht bei ihm. Er verspricht ihr, mit dem Spielen aufzuhören und zu seiner Familie zurückzukehren. Sie verabreden sich für den Abend am Bahnhof. Sie ist entschlossen, ihr altes Leben aufzugeben und mit ihm zu reisen. Noch sind keine 24 Stunden vergangen, seit sie diesen Mann traf, und sie glaubt, ohne diesen Menschen, den ihr das »Schicksal zugeworfen« hat, nicht mehr leben zu können.
Diese Novelle, »Vierundzwanzig Stunden aus dem Leben einer Frau«, 1927 geschrieben, verschränkt zwei verschiedene Lebensgeschichten, die sich in einem Punkt ähneln: in der Radikalität einer grundsätzlichen Entscheidung, die von einem Augenblick auf den anderen das gesamte Leben ein für allemal umwirft.
Zweig versteht es, Menschen so zu beschreiben, daß solche Entscheidungen verständlich werden. Er versteht es aber mehr noch, die kleinen, manchmal winzigen Schritte, die dazu führen, in ihrer ganzen Dramatik sichtbar zu machen, eine Spannung langsam aufzubauen und stetig zu steigern bis der Moment der Entscheidung erreicht ist. Und dann geht es schnell, wenn auch oft anders, als wir erwartet haben. Während schlechte Schriftsteller gezwungen sind, ihre Spannung aus der Handlung zu entwickeln, entwickelt Zweig seine Handlung sehr oft aus der (eben nicht äußeren, sondern) inneren Spannung, die auf seinen Figuren lastet. Die Novelle endet dramatisch. Der junge Mann kommt nicht zum verabredeten Zeitpunkt an den Bahnhof. Die Lady, die fest zu einem neuen Leben entschlossen war, begegnet ihm aber doch noch einmal.
So endet eine der sieben Novellen dieses grandiosen Buches durchaus überraschend. Jede einzelne der Geschichten, glaubt man beim Lesen, überbietet die anderen. Es braucht nur ein, zwei Sätze und schon ist man mitten hineingezogen, so beteiligt am Geschehen, daß man mitfiebert und mitbangt.
Als ich das Buch in die Hand bekam, zufällig und nicht sonderlich interessiert, sind mir üble Erinnerungen aus der Schule aufgestoßen. Alter Kram. Der Titel »Schachnovelle« kam mir bekannt vor. Ich schlug die entsprechende Seite auf. Zugeklappt habe ich das Buch erst wieder, als der Kampf der beiden ungleichen Gegner beendet war. Und dann habe ich, mit der gleichen Begeisterung, die anderen sechs Novellen gelesen und sieben Mal den Hut, den ich nicht besitze, vor dem alten Herrn gezogen.


 

Stefan Zweig
Novellen.
Nachwort Rüdiger Görner.
Manesse Verlag, Zürich, 2009,
576 S.,
22,90 €

Wir empfehlen:
Stefan Zweig
Knut Beck, Jeffrey B. Berlin (Hrsg.)
Briefe 1932-1942
S. Fischer Verlag
776 Seiten, gebunden
Preis € (D) 46,90
ISBN 978-3-10-097093-0

Der abschließende vierte Band der Ausgabe versammelt Briefe aus Zweigs letzten zehn Lebensjahren. Nicht nur die politischen Verhältnisse verdüstern sich. Seine Bücher werden verbrannt, sein Haus in Salzburg wird ihm verleidet. Trennungen, Scheidungen, Entfremdungen: von Romain Rolland, dem langjährigen Adressaten vieler Briefe, von seiner Ehefrau Friderike, die gleichwohl weiter zu seinen wichtigsten Vertrauten gehört – neben Korrespondenzpartnern wie Felix Braun und Ben Huebsch. Neue Wohnung in England, neue Ehe. Freunde sterben: Toller, Roth, Herrmann-Neiße. Den überlebenden versucht er zu helfen, bis an die Grenze der Erschöpfung. Vortragsreisen, Übersiedlung nach New York, später nach Brasilien. Dort das Ende.
Dennoch entstehen in diesen Jahren Werke wie die Biographien ›Marie Antoinette‹ und ›Maria Stuart‹, das Libretto zu ›Die schweigsame Frau‹, der Roman ›Ungeduld des Herzens‹ und schließlich, im letzten Jahr, die ›Schachnovelle‹ und die »Erinnerungen eines Europäers« ›Die Welt von Gestern‹.

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