Glanz & Elend Magazin für Literatur und Zeitkritik |
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John William
Waterhouse, Echo and Narcissus
Martin Held in
Das letzte Band in der
Inszenierung von Samuel Beckett 1959 am Schiller Theater Berlin: Wie er an
diesem kleinen Tisch sitzt, wirr das Haar; unrasiert. Wie ungelenk und eilig er
aus einer Schublade eine Banane zieht und diese im Gehen von unverständlichen
Lauten begleitet ißt, die Schale fallen läßt, beinahe ausrutscht und dann noch
eine Banane mit Genuß verspeist. Dann holt er irgendwann in seinen viel zu
großen Schuhen ein sehr voluminöses, sehr alt aussehendes Buch (es sieht aus wie
ein Foliant aus dem Mittelalter), dann mehrere Dosen und schließlich ein
Tonbandgerät. Er spricht kratzend, grunzend und erst mit der Zeit wird sein
Gemurmel artikulierter, als hätte er das Sprechen üben müssen.
»Das letzte Band« ist ein
kleines Stück, aber, wie Peter Handke schreibt, ein »großes« Drama. Er hat nun
fünfzig Jahre später ein »Echo«
darauf geschrieben: »Bis daß der Tag euch scheidet«, einen »Echo-Monolog, jetzt
schwach und widersprüchlich, verzerrt, jetzt stark, verstärkt, vergrößert« (so
Handke in seinem Nachwort). Ein Echo von einer Frau – der Frau, die mit einem
Mann in einem Grabmal liegt und für diesen kurzen Monolog zum blühende[n]
Leben kommt. Und nun dieses »Echo« der Frau, von der Krapp auf dem Band erzählt; der Frau neben dir in dem beinah bewegungslosen, ruderlosen Boot mitten im Schilf des namenlosen Sees oder Weihers unter dem sommerlichen Sternenhimmel. Manchmal wird man an den Dialog des alten Ehepaars aus dem »Spiel vom Fragen« erinnert, den Frotzeleien und plötzlich aufbrechenden schwärenden Vorhaltungen, die dennoch voller Zuneigung sind. Hier heißt es an Krapp gerichtet: Mit deiner Art von Schweigen hast du verhindert, daß zwischen dir und mir das Schweigen herrschte (es gibt danach Schönes über das Schweigen) oder Du warst nicht fähig zu einem Zwiegespräch. Du warst nicht fähig zur Zweisamkeit… Zu zweit warst du falsch, und klangst du falsch. Nur allein hast du existiert. Das ist natürlich (natürlich?) viel heiterer als das düstere und dabei so ausdrucksvoll-intensive Krapp-Stück. Heiterer ist es, weil es trotz des fröhlichen Zorn[s] auch eine Liebeserklärung an Krapp ist: Bis daß der Tod uns scheidet? Nein, bis daß der Tag uns scheidet. Der Tag, der uns scheidet: Nie wird er kommen. Nie wird es in mir und zwischen uns auf solch eine Weise Tag werden. Und heiterer ist es auch, weil Krapps Lebensüberdruß und Verzweiflung das »Staunen über das Dasein« gegenübergestellt wird: »Welch Geheimnis! Welche Schönheit!« sagt Ingrid Bergman am Ende ihrer Geschichte auf dem Vulkan Stromboli - eine Szene die Handke schon einmal, im »Versuch über den geglückten Tag«, herbeibeschworen hatte. Liest man beide Stücke hintereinander wird der wuchtige und schwere Beckett-spezifische Existentialismus vom eher spielerisch angelegten Monolog der Frau gemildert. Die Frau als »Untote« hat mehr Lebensfreude als Krapp, der beim Abhören des Bandes verwundert feststellt: »…kaum zu glauben, daß ich je so blöde war« und sich daran erinnert, wie er im Park darauf »brannte…zu enden«. Handkes Hommage an Beckett ist nicht nur Ergänzung, sondern auch sanfte Korrektur. In den Diagnosen stimmen beide sicherlich überein – in den Therapien nicht. Fast scheint es, daß Krapp durch die Ausführungen der Frau zum Mit-Menschen »vervollständigt« wird. Das ist in gewissem Maße ein Trost. Es könnte aber sein, dass gerade deshalb die Ausweglosigkeit von Krapps Leben noch stärker hervorscheint. Denn plötzlich ist er nicht mehr der eigenwillige Kauz, von dem man sich so bequem distanzieren kann. Vielleicht sind wir morgen auch Krapp – statt Tonband dann mit unserem PC. Und vor lauter Narzissmus stellen wir plötzlich fest, daß wir vergessen haben zu leben. Lothar Struck
Die kursiv gedruckten
Passagen sind Zitate aus dem besprochenen Buch. |
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